Paola Romoli Venturi
Ein Besuch mit Paola Romoli in ihrer Ausstellung im Archäologischen Museum von Amelia (Umbrien)
Licht und Angst
Vor ca. 60 Jahren hat man in Amelia die Skulptur des römischen Generals »Germanico » gefunden. Jahrelang wurde sie restauriert und seit 10 Jahren ist Germanicus das Glanzstück dieses wirklich ausgezeichneten Museums in Amelia. Römische Bronzeskulpturen sind rar, Bronze war sehr gefragt und teuer und wurde deshalb oft eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet.
Germanicus mit « Instant Art » -Witwe
Die italienische Konzeptkünstlerin Paola Romoli Venturi stellt also in diesem Museum zur Zeit einige ihrer Werke aus. Ihre aus Tarlatan geschaffene schwarz-transpart-grüne « Instant Art » Installation, repräsentiert eine junge Witwe, die hoffnungslos dem Germanicus gegenüber hängt. Inspiriert zu dieser Arbeit wurde sie 2008 durch die Lektüre eines Artikels über eine junge Frau, die im Krieg weit weg von Italien ihren Mann verloren hat. Der Germaninus, sagt sie, war einer der « Witwenmacher » in der italienischen Geschichte.
Vorbei an ausgewählten archäologischen lokalen Funden, treffen wir auf das nächste Werk in Suspension. Hell-rosarot und transparent-klar, beunruhigend: Madre natura nennt sie dieses Spektrum – stellvertretend für das Leid der Mütter?
Instabilität, Unsicherheit, Angst, Weltschmerz, Licht, Umwelt: das sind ihre Themen.
Seit Jahren sammelt Paola Romoli Venturi Plastik und verstaut es in transluziden Walfisch-Mägen. Authentisch ließt sie uns ihre Gedanken dazu vor. Paola Romoli schreibt zuerst über ihre Projekte, bevor sie sie realisiert. Ihre verurteilenden Arbeiten sind delikat, vulnerabel wie Haut und trotzdem widerstandsfähig, transparent, wirken fast schwerelos und dynamisch. Der Tarlatan-Stoff eignet sich dafür bestens. Sie will nichts verbergen, aber die plastik-gefüllten Walfischmägen « Pacific Trash Vortex » sind trotzdem weiß und makellos.
Anprangernd und klagend sind die symbolisch-religiösen Kreationen von Paola Romoli Venturi. Zum Denken anregen tun sie allemal. Betroffen fahren wir nach Rom zurück.
Foto: cb
zum Thema Pazifik-Trash: auch
Christa Blenk