Imran Qureshi im MACRO Rom
Imran Qureshi ist Deutsche Bank Artist of the Year 2013: Eröffnung seinerAusstellung war am 25.09.2013 im MACRO
Militärlook und Blutlachen
Auf den ersten Blick sind es kleine Moghul-Miniaturen in Gold und Rot, letzteres zieht sich aber durch alle ausgestellten Werke (Bilder wie Skuplturen) und spätestens beim rot getünchten und einen Saal füllenden Papierhaufen « And they still seek the traces of blood » wissen wir, es ist definitiv Blut, das sich durch die Ausstellung zieht!.
Delikat, zögernd, fast schüchtern und vulnerabel die Arbeiten aus 2005 und 2006, brutal und aufwühlend die letzten Werke (ich denke gleich an die Installationen von Hermann Nitsch seinerzeit, nur dass Qureshi sein Happening alleine und nicht vor dem Publikum organisiert). Im letzten Saal zieren die Blut-Farbspritzer auch den Boden. Leicht geniert versuchen wir, sie zu umgehen. Der Wächter sagt aber nichts, als zwei Vernissage-Besucher mitten durch die Lachen trampeln. Krude Wirklichkeit und liebliche Idylle. Alt und Neu. Tradition und Modernität – in seinen fast ausschließlich kleinformatigen Bildern trifft sich all das. Seine Arbeiten sind die radikale Neuinterpretation der einpinselhaarig gemalten orientalischen Miniaturen.
»Ich denke, es sind die Herausforderungen, die Schwierigkeiten und die Probleme, mit denen man umgehen muss, die einen dazu befähigen, eine eigene Sicht auf die Dinge zu entwickeln und sich selbst auszudrücken. In solch schwierigen Situationen kann die Kunst wirkliche Kraft entwickeln.«
Imran Qureshi ist Pakistaner, 1972 geboren und in seiner Heimat einer der wichtigsten Vertreter der dortigen Kunstszene. Dieser Jahr ist er zur Biennale Venedig eingeladen worden und die Deutsche Bank hat ihn zum « Artist of the Year 2013″ gekürt. Diese Auszeichnung geht traditionell einher mit einer umfangreichen und bedeutenden Ausstellung im MACRO in Rom. In Lahore hat er einen Studiengang Miniaturmalerei gemacht, dann seinen Bachelor, jetzt unterrichtet er. Qureshi hat sich mit allen Miniatur-Schulen des 16. und 17. Jahrhunderts befasst und viele Techniken ausprobiert. In seinem Werk geht es immer um das Hier und Jetzt, das sagt er über sich selber.
Okwui Enwezor, Udo Kittelman und Victoria Noorthoorn gehören u.a. zum angesehenen Kuratorenteam des Deutsche Bank Global Art Advisory Council, die jedes Jahr einen „Artist of the Year“ ernennen. Jung und international sollen die Künstler sein und eine interessante, persönliche und einfallsreiche Sicht auf gesellschaftliche Themen haben.
In der „Deutsche Bank KunstHalle“ in Berlin waren seine Werke von April bis August 2013 zu sehen.
Die Ausstellung in Rom geht noch bis zum 17.November 2013.