André Boudreaux – Paris um 1910
Das Aquarell ist nur 10 x 15 cm groß und kurz nach der Jahrhundertwende entstanden (es ist nicht datiert, wie alle Werke von André Boudreaux). Impressionistisch-symbolistisch, was aber den Künstler sicher weniger interessiert hat, die Werke von Odilon Redon und Turner hat er aber sicher gekannt. Boudreaux, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geboren wurde, war ein Autodidakt und hat eigentlich nur für sich gemalt.
Von unten links schräg bis nach rechts in der Mitte schimmert grünlich die Seine, sie nimmt ca. ein Drittel des Bildes ein. Es ist wahrscheinlich im Herbst. Die Seine wirft kleine, weiße, glitzernde Wellen, die durch die drei Schiffe, die man in der hinteren Mitte des Bildes erkennen kann, hervorgerufen werden. Es ist ein Sonnenuntergang oder am späten Nachmittag. Ganz leichter Nebel hüllt die beiden letzten Boote und das dahinter liegende Gebäude – ist die Bibliothek Mazarine – ein. Der Dampf des ersten Schleppers zieht direkt hoch zum oberen Drittel des Aquarells, dort bricht gerade der Himmel auf und die Sonne kommt zum letzten Mal an diesem Tag heraus. Der Dampf, die Gebäude auf der linken Seine Seite und dahinter der Himmel – sind in unterschiedlichen Grau-Lila-Tönen gehalten, bis auf das weiß-gelbliche Licht am Himmel, das sich über die Schiffe hinweg in der Seine wiederspiegelt. Ganz links sieht man die Seine-Promenade, die Bäume am Anfang der Île de la cité (Vert Galant), bis zu den zementierten Mauern weiter hinten. In der Mitte des Bildes diskret und vernebelt, der Eiffelturm, eingehüllt in rosa und lila. Das kleine Werk hat eine unheimliche Ausstrahlung und zieht einen voll in seinen Bann. Menschen sind nicht zu erkennen.
Der Maler stand auf der Brücke « Pont Neuf » (ziemlich in der Mitte) und blickte auf die »Pont des Arts » auf die linke Seine-Seite. Die dominierenden Farben sind Töne zwischen Rosa, Lila und Grün-weiß.
Christa Blenk