Hommage à Luciano Berio – Aula Magna Sapienza – Rom
« Blue » – Werk von Klaus Vollkommer
Die « Sapienza » hat in ihrer wirklich ausgezeichneten Konzertreihe am 26.2.2013 Luciano Berio (1925 – 2003) mit einer sehr « persönlichen hommage » den vor 10 Jahren verstorbenen Italiener gewürdigt. Andrea Lucchesini, der viel mit Berio gearbeitet hat und auch ein Freund war, hat mit Pietro De Maria zwei noch nie aufgeführte Stücke für « vier Hände » vorgetragen. Touch und Canzonetta per pianoforte (beide aus 1991). Touch hatte Berio damals sogar Lucchesini gewidmet. Werke von Berio gehören zu seinem Standardrepertoire. Sehr poetische, zarte, kurze Stücke, exzellent vorgetragen. Weiter ging es dann mit drei kurzen Perkussions-Stücken, die auch von den beiden Komponisten gespielt wurden: Andrea Dulbecco (1963) und Luca Gusella (1962) für Perkussion (Vibraphon). Wind und Lontano und dann Tzipan. Die ersten beiden waren jazzig-impressionistisch, eher konventionell, aber nett anzuhören (sehr akrobatisch vorgetragen), Tzipan hatte etwas folkloristisch-spanisches, hat irgendwie an Zigeuner-Flamenco-Musik erinnert.
Für das zweite Stück von Berio wurde dann die Bühne umgebaut. Die beiden Pianos stehen nun getrennt auf der Bühne – links und rechts – und die Vibraphone werden vor all den anderen Perkussions-Instrumenten am hinteren Teil der Bühne platziert. Es gibt Linia per 2 pianoforti e percussioni, ein Werk aus 1973. Ballettmusik, die Berio der 2012 verstorbenen italienischen Schriftstellerin und Journalistin, Vittoria Ottolenghi, gewidmet hatte. Der Coreograph Felix Blaska hat es mit seiner Tanzkompanie 1974 zum ersten Mal in Grenoble aufgeführt. Viele Passagen werden nur mir einer Hand gespielt, unterstützt von den Perkussionsinstrumententen. Ein sehr klares und « sauberes » Werk, harmonisch.
Luciano Berio war ein Pionier der elektronischen Musik, er stammte aus einer Organistenfamilie. Nach seinem Musikstudium am Mailänder Konservatorium ging er 1951 nach Amerika, befasste sich dort mit serieller Musik. Bruno Maderna brachte ihn dann später zu den Darmstädter Kursen und dort traf er auf die explosive Mischung von Cage, Stockhausen, Boulez, Ligeti und Kagel (1954-1959). 1960 ging er wieder in die USA zurück, um an der Juilliard School zu unterrichten. Dort lernte er Darius Millaud kennen. Heute zählt er zu den wichtigsten zeitgenössischen Komponisten.
Mit einem Stück des Ungarn Bela Bartók (1881-1945) der für Berio immer ein Vorbild war, ging es dann nach der Pause weiter. Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug! Diese Sonate ist einfach genial und wunderbar. Bartok hat sie 1937 geschrieben und sich damit auf ein ganz neues Abenteuer eingelassen, Kammermusik mit Schlagzeug. Vor der Uraufführung der Sonate – ein Auftragswerk der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Basel - im Januar 1938 entwickelte Bartok in 36 Proben neuartige Kläge und Spieltechniken, er hat hier auch seine Kenntnisse als Musikethnologe eingebracht. Bartok war ausserdem ein passionierter Sammler von Volksliedern, er hielt sie – phonetisch – alle fest und reiste mit dem Gedanken Musik zu sammeln durch den Balkan und durch den Vorderen Orient. Seine Sonate gilt bis heute als eines der wichtigsten Werke für Schlagzeug und hat später auch Komponisten wie Stockhausen und Nono beeinflusst. Sie ist aufregend, spannend, abwechslungsreich, wunderschön und temperamentvoll und der leider nur dreiviertelvolle Saal hat den Atem angehalten (was in Rom fast gar nicht geht).
Die vier Interpreten, Pietro De Maria und Andrea Lucchesini am Klavier, Andrea Dulbecco und Luca Gusella am oder mit dem Schlagzeug (alles was man sich vorstellen kann) haben eine Glanzleistung vollbracht und mussten 3 mal auf die Bühne kommen. Zur Belohnung gab es dafür einen Walzer, komponiert vom Großvater von Berio (Adolfo) der diesen wiederum Maria Isabella gewidmet hatte – zu der Zeit war der Norden Italiens noch « österreichisch » und das hörte man. Die beiden Pianisten haben sich köstlich amüsiert und im Sitzen den Walzer gestanzt – und wir auch! Vielen Dank.
Christa Blenk