Controtempo – à la Villa Medici – Rom
Auf den antiken Resten der Villa des Lucius Licinius Lucullus (heute die Villa Medici – die französische Akademie in Rom) fand am 13. Februar das Abschlusskonzert (happening) des Festival « Controtempo » statt.
Im « Grand Salon » genauer gesagt, und einen passenderen Saal hätte man für dieses Konzert nicht finden können (obwohl die Akkustik zu wünschen übrig lässt). In diesem Salon hängen (permanent) mindestens 10 Gobelins und alle haben mit Botanik, Jagd, Garten, wilden Tieren und viel Vegetation zu tun – riesige Stillleben. Sie sind die « mise-en-scène ».
Das Konzert beginnt mit einer kleinen Oper Il Giardino di Sara, eine Komposition aus 2008 des sizilianischen Komponistem Salvatore Sciarrino (1947). Die Sopranistin Elise Chauvin führt uns musikalisch durch den Garten, in dem Vögel singen, Tiere leben, sich verstecken, der Wind leise weht, ein Liebespaar sich Wörter zuflüstert – sie wechselt die Oktaven ohne Probleme und sogar ganz leise Töne hören wir – man traurig ist, es regnet (vielleicht), die Bäume sich im Wind wiegen, Angst und Sehnsucht umgehen – alles was in so einem Garten – vielleicht in Amazonien oder in einer Wüstenoase oder in Sizilien passiert – zieht vor unseren Augen vorbei. Begleitet wird sie dabei von einem kleinen Ensemble bestehend aus Flöte, Klarinette, Piano, Geige – zart und zauberhaft. Der Text ist von Lionardo Vigo (1799-1878) , auch er ist Sizilianer vielleicht aus der Zeit in der die Gobelins entstanden sind und Sciarrino hat « Chant d’Aci » vertont. Das Ensemble 2e2m leitet Pierre Roullier. Es existiert schon seit 1972 und hat sich immer nur mit zeitgenössischer Musik befasst – das merkt man!
Anschliessend gibt es dann ein Stück für Cello D’un Trait und Philipp Hurel (1955) hat es 2007 komponiert, vorgetragen wird es von Frédéric Baldassare. Es ist zeitgenössisch-konventionell, voller Energie und Überraschungseffekte, mit vielen Hochs und Tiefs und sehr mitreissend.
In der darauf folgenden Pause werfen wir einen Blick (bei ganz klarem kalten Wetter) in den wunderbaren Garten der Villa Medici und suchen das Portrait von Hector Berlioz (es hängt aber in der Bibliothek und die ist geschlossen). June Papineau
Das dritte Werk heisst l’Opera (forse) und ist von Francesco Filidei (1973), er hat es 2009 komponiert. Alle Interpreten sind haben eine Rolle. Dazu muss der Saal komplett umgebaut werden und was wir beim Reingehen für eine kaltes Buffet gehalten haben, sind in Wirklichkeit die Instrumente, nämlich: Gläser, Flaschen (voll und halbvoll), Pfeifen, Pfannen etc., alles was man im Haushalt braucht. Diesmal erzählt Elise Chauvin eine Geschichte von Pierre Senges (1968) und es geht wieder um Natur. Ein Vogel, ein Fisch, ein Fischer, ein Jäger, Esser. Jedes Lebewesen hat sein Instrument (der Fisch hat nur den Mund und das Schnappen). Sie tauchen nacheinander auf, stellen sich vor, verschwinden wieder. Wir hören Vögel, Waldgeräusche, Wasser, Fischer, Jäger, Schüsse, etwas fällt runter, den Koch, die Gäste….
Amüsant und einfallsreich (mich hat es an eine Aufführung von Giorgio Battistelli erinnert – dort haben alle Werkzeuge, die man auf einer Baustelle braucht, die Rolle der Instrumente übernommen).
Bravo!
Christa Blenk