Die Brueghels – eine Malerfamilie zwischen Renaissance und Barock
artist: Gerardo Aparicio « Diccionario di un tiranno »
Im « Chiostro del Bramante » gibt es seit gestern eine Ausstellung über die flämischen Brueghels und ihre Zeitgenossen. Ein Besuch lohnt sich schon deshalb, weil – wie fast immer im Rom – die Ausstellung in einem wunderbaren Gebäude (Palazzo) stattfindet. Der Baumeister aus Urbino, der über Mailand nach Rom kam, Donate Bramante (eigentlich hieß er ja ganz anders, sein Vater verpasste ihm diesen Namen « der heftig Begehrende ») schaffte dieses Juwel « il chiostro » zu Beginn des 16. Jahrhunderts, in der Hochrenaissance, unter Papst Julius II (Michelangelo arbeitete auch unter ihm). Leider ist Bramante dann schon 10 Jahre später verstorben und konnte die angefangenen Arbeiten am Petersdom nicht mehr vollenden. (Eines seiner wichtigstes und schönsten Werke steht in der heutigen spanischen Akademie am Gianicolo – der « Tiempetto di Bramante » ).
Aber nun zu den Brueghels (seine letzten Gemälde hat er, Peter der Ältere, allerdings ohne « h » signiert). Zu Zeiten von Bramante hat noch keiner die Brueghel Familie gekannt. Die Haupt-Brueghels sind: Peter Brueghel, der Ältere, er ist zwischen 1525 und 1530 geboren und verantwortlich für die großartigen Werke der niederländischen Renaissance wie « die Bauernhochzeit » oder der « Turm von Babel » und er ist beeinflusst vom großen Hyronimus Bosch. Dann sind da seine zwei Söhne Peter Brueghel, der Jüngere und Jan Brueghel, der Ältere , auch « Samtbrueghel » oder « Blumenbrueghel » genannt (so sind auch seine Bilder – weniger interessant). Wenn man irgendwo einen riesigen, sehr minütiös und perfekt gemalten Blumenstrauss sieht, dann ist das immer er. Mittlerweile sind wir um 17. Jahrhundert und die Bilder haben eindeutig Barock-Charakter und sind ein Beweis der Entdeckung Amerikas. Von Peter Brueghel dem Älteren weiß man nicht sehr viel, sein Sohn Jan allerdings bereiste nachweislich Italien und Rom. Dessen Sohn, der Landschaftsmaler Jan Brueghel , der Jüngere, gehörte auch noch zum Clan, so wie ein Abraham und Ambrosius Brueghel (letzterer malte vor allem Schmetterlinge) und gräbt man ein wenig weiter, findet man eine Verbindung zu David Teniers.
Wenn man aber bedenkt wie die Flamen zu Zeiten von Memling und Van Eyck gemalt haben, dann sind diese Nachfolge-Brueghels eher schwach. Der wirklich und einzig Große war Peter der Ältere. Leider hat es der Kurator nicht geschafft oder nicht für nötig erachtet, wenigstens 2 oder 3 Hauptwerke auszuleihen (Wien hat genug davon). In der Ausstellung wurden zwar die niederländischen Sprichwörter erwähnt, die in seiner Malerei – wieder angelehnt an Bosch – eine wichtige Rolle spielten, gesehen hat man davon aber leider nichts. Das Gemälde die « Niederländischen Sprichwörter » hängt heute in Berlin, es ist erst 1913 in England wieder aufgetaucht. Brueghel hat darin die Weisheiten seines Volkes zu einer « Enzyklopädie » verarbeitet. Über 100 sollen darin vorkommen. Hat er sich bei Rabelais inspiriert? Sein Pantagruel ist 1564 erschienen.
Man geht ein wenig frustriert aus der Ausstellung, obwohl es natürlich interessant ist, Gemälde zu sehen, die von Jerusalem bis irgendwie in den USA in Privathäusern hängen. Abernach dem 10. Blumenstrauss vom Velours-Brueghel reicht es dann. Hinzu kommt, dass die Beleuchtung noch nicht ganz installiert war und man einige Werke überhaupt nicht sehen konnte und andere nur, wenn der Handwerker grad netterweise seine Leiter ein wenig zur Seite schob. Vielleicht war die Ausstellung aber einfach noch nicht ganz aufgebaut; im Januar soll noch ein H. Bosch dazukommen. Ob ich allerdings nochmals den viel zu hohen Eintritt von 12 Euro entrichten will, weiß ich nicht!
Die Flamen oder Niederländer sind zur Zeit in Rom gerade sehr stark präsent, in den Scuderie del Quirinale gibt es die Ausstellung über Vermeer und sein goldenes Zeitalter.
artist: Anna Romanell0 « Monument Valley »
Christa Blenk