25 novembre 2012 0 Commentaire

Disgrace (Schande)

Mit « Disgrace » von Kornel Mundruzcó (*1975) ging – diesmal im Teatro Vascello – das Romaeuropa-Festival 2012 zu Ende. Der junger ungarische Theatermann hat sich als Grundlage das  Buch von J.M. Coetzee (« Schande ») geholt – also es wird ein harter Theaterabend!

Disgrace (Schande) dans Theater romnov2012-002-150x150  Mensch – Hund – Hundemensch – Menschenhund – der Hund im Mensch – der Mensch im Hund?!

Die Bühne ist ein Saustall – überall liegt Dreck, es herrscht große Unordnung, alles ist vergammelt -  No Future! Auf beiden Seiten der Bühne sitzen oder liegen Personen, die sich alle im Laufe des Abends ständig ausziehen und dann wieder anziehen. Über der Bühne – sozusagen als 1. Stock – ein großer Maschendrahtkäfig, in dem sich ein (Stoff)Hund befindet. Exkurs: Ich denke sofort an den letzten Theaterabend im Pariser Odeon – eine Inszenierung der « Kameliendame » von Frank Castorf (ich bin – wie fast alle – in der Pause gegangen)!  Mundruzcó hat sicherlich bei ihm ein Praktikum gemacht.. Im Hintergrund laute Musik, Lucy wacht auf, zündet sich eine Zigarette an und hört ihren Anrufbeantworter ab, es bellt ein Hund und vier Schwarze (sie sind weiß tragen aber eine schwarze Lockenperücke) kommen ins Haus und vergewaltigen auf brutalste Weise Lucy, die sich dagegen wehrt, dafür kommt sie dann in einen Hundekäfig und dem Hund, der vorher drin war, wird der Kopf abgeschnitten. Der Verlust der Würde wird im Stück dann zum wichtigsten Thema.

Ende dieser Szene – alle kommen auf die Bühne und singen ein Lied – diesmal brave Schüler, die sich necken – dann kommt David und hält eine langweilige Vorlesung. Wir erfahren kurz die Geschichte von seiner Affaire mit Melanie und erleben seinen Austieg aus der Universität. Die einzige nicht brutale Szene ist eine Blumen-Bestellung. Im Laufe des Stücks, das voller Brutalität, Vergewaltigung, Raub, Angst, Apartheid etc. ist – machen sich die Schauspieler selber zwischendurch über alles lustig und bringen uns dazu, uns zu schämen, weil wir hingesehen haben. Schrecklich.
Irgendwann ist David dann bei seiner Tochter auf dem Land – jene Lucy die vergewaltigt wurde, weil er sie nicht beschützt hat  – und versucht ein neues Leben anzufangen. Dann kommen die Hunde ins Spiel, die die Schauspieler an uns, das Publikum verkaufen wollen, d.h. zuerst nur Mischka, später dann auch die anderen, damit sie nicht getötet werden müssen. Kurz drauf sehen wir alles nochmals auf der Leinwand – bis kurz vor der Vergewaltigung: « Hier können wir unterbrechen, das habst ihr ja schon gesehen » sagt Petrus und einer der Schauspieler singt  « Nessun dorma » – das Publikum lacht.

Später verstecken sich Lucy und David  dann im Käfig, während drunten ihr Haus vollkommen ausgeräumt wird. Petrus will Lucy, die nun schwanger ist, heiraten um sie zu beschützen. Lucy fragt aber zuerst das Publikum, ob die sie evtl. beschützen können – da kommt aber nichts, also sagt sie ja. Überall  Blumen – die Rosen die David für Melanie bestellt hat – und seltsamer Rauch kommt aus der Erde, der aus den Menschen dann endgültig Hunde macht (und uns zum Husten bringt), diese bellen (sehr gut zum Teil) und werden dann auch persönlich vorgestellt und zum Kauf angeboten. Es will sie aber niemand! « Natürlich » sagt die Hunde-Verkäuferin (sie ist wohl auch Ärztin). Zum Schluss will sie dann dass ein Zuschauer in der ersten Reihe die Spritze – die die Hunde töten soll – nimmt.  « Warum muss ich immer alleine die Tiere töten? » – fragt sie.

sanlorenzo2012-012-150x150 dans Theater Street Art

Das Stück war schon bei den Wiener Festwochen und in Avignon, wurde in ungarischer Sprache mit italienischen Untertiteln aufgeführt.

Ab und zu hat ein Zuschauer das Theater verlassen und die meisten waren sicher froh, als es zuende war!

Christa Blenk

 

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