28 octobre 2012 0 Commentaire

MAU – Birds with Skymirrors – Teatro Argentina

MAU - Birds with Skymirrors - Teatro Argentina dans Musique NATI2-150x150 artist: Nati Gutierrez

« Vögel mit Himmelsspiegel »

Im Rahmen des Romaeuropa Festivals 2012 wurde diese Tanz-Theater-Elegie am 28.10. im Teatro Argentina aufgeführt. Die Gruppe unter Leitung von Lemi Ponifasio kommt aus Neuseeland und hat wohl auch aus diesem Grund eine sensiblere Einstellung zu allem was Klimawandel und Klimakatastrophe betrifft. Jetzt hätte diese Aufführung sehr leicht in eine pathetische und didaktisch-moralische Pseudo-Umweltveranstaltung ausarten können – dem war aber nicht so.

Die Idee für « Bird with Skymirrors »  entstand, als Ponifasio zum ersten Mal auf dem Tarawa Atoll eine besonders seltene Vogelart beobachtete, die so etwas ähnliches wir flüssige Spiegel in ihren Schnäbeln transportierten – in Wirklichkeit waren es aber Abfälle von Videokassetten, die die Vögel aus dem Pazifischen Ozean – aus der größten Abfallstraße der Welt – gefischt haben. Ponifasio selber kommt aus Samoa auch ein Atoll, das vom Verschwinden bedroht ist. In seiner Heimat ist er  spirituell sehr einflussreich (fast ein Schamane). In diesem Stück bringt er Orakel, Magie und Mythologie unter einen Hut, ebenso wie asiatische Philosophie und europäischen Manierismus – einige Bilder waren unbedingt von Caravaggio beeinflusst, oder auf jeden Fall kennt er seine Malerei.

img0740.vignette dans Musique Album « Street Art »

Am Anfang passiert fast gar nichts auf der Bühne – es ist schwarz und ein breiter Balken geht schrägt von der „Hölle in den Himmel“. Die aktuelle Welt ist mitten drin! Dahinter ist eine matte Spiegelwand, unterteilt in rechteckige Fragmente. Die Musik erinnert erst mal an ein Flugzeugbrummen – zurückhaltend aber permanent. Sie wird sich dann später steigern, wird lauter und man hört den Lärm von großen Vogelschwärmen. Irgendwann hört man auch die Konversation zwischen Apollo 9 oder 10 mit Houston.  In Hintergrund ein wenig vernebelt steht ein „weißer“ Vogel, dann kommt ein buddhistischer Mönch auf die Bühne. Mehr Mönche werden dann später die schwarzen – Petroleum verseuchten – Vögel darstellen. Die Vogelfrauen bewegen sich wie auf Wellen, bis sie vom Petroleum erreicht werden. Später sieht man ihr Kämpfen mit dem Dreck – einige schaffen es, sich ein wenig zu säubern. Es ist eine Mischung aus Dante, griechischer Mythologie, Südatoll-Ritualen. Auf der linken Seite der Bühne nähert sich langsam eine Frau, nur mit einer schwarzen Bikinihose bekleidet und erschreckt uns mit ihrem durchdringenden Bocksgesang, sie ist wahrscheinlich Kassandra. Dann verschwindet sie ganz langsam im rechten Hintergrund, wo sie dann zum Vogel metamorphiert. Eine unheimlich schöne ästhetische Szene, die nur durch das Licht lebt.  Überhaupt sind die Bewegungen der Tänzer wunderbar verhalten, elegant und beunruhigend zugleich. Sie gleiten  über die Bühne  oder fliegen ganz tief über dem Land oder dem Meer. Die Flugbewegungen sind nur angedeutet, aber man versteht alles. Das eingeblendete Video im Hintergrund, das einen von Petroleum verseuchten Kormoran zeigt, bräuchten wir vielleicht gar nicht.

Später kommt auch noch ein nackter Mann mit Vogelmaske, die dann plötzlich verschwindet. Verwandelt er sich in einen Menschen? Er fängt auch gleich an, den Boden mit weißem Kalk zu bestreuen und wird dann peu à peu von drei dramatischen  Frauen in schwarzen Toten-Gewändern, die sich langsam aus dem Dunkel herausschieben und Laute von sich geben, unterstützt. Solange bis alles weiß ist. Gegen Ende treten die vogelartigen Mönchstänzer wieder auf und singen ein Lied von „Demut gegenüber der Schöpfung und allen Wesen und Formen“, die sie hervorgebracht hat – das habe ich gelesen, denn verstanden habe ich natürlich nichts. Vielleicht haben sie in einer Maori-Sprache gesungen.
Mit ganz wenig Hilfsmittels (eigentlich nur mit Licht)  zeigt uns Ponifasio eine magische Welt. In einem spirituellen Sinne macht er deutlich, dass wir gerade dabei sind, uns selber zu zerstören. Er ist ein Prophet. Was er inszeniert hat, ist kein Völkerkunde Unterricht – es ist primordiales mythologisches Minimal-Theater.

Ich bin tief beeindruckt. Und das Publikum war überraschend ruhig, obwohl es 90 Minuten keine Pause gab.

Christa Blenk

lesen Sie dazu auch Refuse the Hour

 

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